Seit fast einem Jahr spielt Mehrsprachigkeit bei Picalike eine große Rolle: Ein deutschsprachiges Team hier in Deutschland, ein portugiesischsprachiges Team in Brasilien und als Common Ground ist die Firmensprache in den gemeinsamen Meetings Englisch. Drei Sprachen in einem Unternehmen – wie funktioniert das?
Ich habe mal bei unserem Projektmanager Maik Kade, der Schnittstelle zwischen den Teams, nachgefragt! Spoileralarm: Er hat jahrelang im interkulturellen Bereich gearbeitet, das erkennt man sofort an seinen Antworten!
Zu den bereits genannten Kommunikationsbeispielen gibt es auch noch einige Sondermöglichkeiten, deren Verwendung ich bei uns fördere, sofern es die Situation hergibt.
Generell stellt die gemeinsame Kommunikation in einer Nicht-Muttersprache eine große Herausforderung dar, die insbesondere im Falle des Englischen viel zu oft unterschätzt wird. Denn heute spricht ja jeder Englisch… oder?
Erst mal ist das immer noch ein Trugschluss, denn gerade in vielen nicht europäischen Ländern nimmt Englisch nicht automatisch eine wichtige Rolle in der Bildung ein, bzw. die Bildungsqualität kann schlicht auch ungenügend sein. Brasilien zählt tatsächlich zu dem letzteren Fall und ein “gutes” Englisch ist mehr die Ausnahme als die Regel. Und selbst in Europa spricht nicht jeder Mensch gleich gut Englisch.
Wenn nun Menschen eine Sprache auf unterschiedlichen Kompetenzniveaus sprechen, dann gibt es für mich drei Stadien in der Kommunikationsfähigkeit.
Bei uns im Unternehmen existieren alle 3 Situationen und wir versuchen durch die in der vorherigen Frage genannten Möglichkeiten die Kompetenz-Diskrepanzen zu kompensieren. Aber es bedeutet immer, das Kommunikation mehr Zeit einnimmt und einen sensibleren Umgang erfordert, als wenn nur Situation 3 vorherrscht. Leider muss ich hier noch einmal betonen, dass insbesondere Situation 2 hinsichtlich der globalen Kommunikation auf Englisch in der Welt viel zu oft von Unternehmen unterschätzt wird.
Wenn damit kultur/ sprachspezifischer Humor gemeint ist, dann passiert das sicherlich manchmal, wobei bei uns im Unternehmen wirklich alle darum bemüht sind, solche Dinge dann direkt auch zu übersetzen, und versuchen, die kulturbedingte Besonderheit einer Situation, eines Wortspiels oder Scherzes den anderen nahezubringen. Ich finde das toll, denn es fördert zumindest schon mal Teile der interkulturellen Kompetenz unseres internationalen Teams.
Es wäre aber in der Tat schlimm, wenn diese gegenseitige Aufklärung nicht stattfinden würde. Das kann sehr schnell zu Grüppchenbildung nach Sprache und im schlimmsten Fall zur Ausgrenzung / Diskriminierung von Personen oder Kulturgruppen führen. Ich finde, jedes Unternehmen, das auf international gemischte Teams setzt, muss darauf achten, dass es qualifizierte Mitarbeiter gibt, die die gemeinsame Kommunikation im Unternehmen monitoren und schulen.
Aus Unternehmenssicht kann der Mehraufwand an Kommunikations-Monitoring und Schulung, sowie generell teilweise längere Kommunikationsdauer abschreckend wirken. Aber die Interkulturalität kann auch erhebliche Vorteile bringen.
Erstens: Sich vorher mit den Herausforderungen von Mehrsprachigkeit auseinanderzusetzen und sich auch eigene fehlende Expertise einzugestehen und nicht einfach nur zu denken: “Wird schon klappen, können ja alle Englisch.” Im Bereich Sprache glaubt leider jeder recht schnell mitreden zu können, aber de facto sind geschultes Personal und Vorbereitung auf die Herausforderung der Schlüssel zum Erfolg.
Zweitens: Sich darüber im Klaren zu sein, dass mehrsprachige Kommunikation miteinander ein Mehr an Zeitaufwand bedeutet und es am Anfang sicherlich erst einmal die Produktivität von Teams reduzieren wird, bevor die gewünschten Synergien eintreten werden.
Drittens: Sich im europäischen Raum mit dem GER (Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen) zumindest im Feld der Niveaustufen auszukennen, sowie bei den geläufigen Prüfungen wie B2 für den Beruf, C1 usw. Die immer noch oftmals verwendeten Begriffe “Verhandlungssicher, flüssig, muttersprachlich” sind zu vage und schlecht messbar.
Die Niveaustufen nach dem GER sind das schon und beschreiben sehr genau, was jemand kann. Sie greifen für alle in der EU gesprochenen Sprachen. Das hilft bei Bewerbern und dem Einschätzen der sprachlichen Kompatibilität von bereits bestehenden Teams.
Viertens: Mitarbeiter zu unterstützen, Fremdsprachenkenntnisse auszubauen. Es gibt so viele Möglichkeiten: Firmenkurse, finanzielle Unterstützung bei Sprachkursbesuchen, Sprachaustausch (Tandem-Konzept) in der Firma fördern. Und es gibt noch so viel mehr!
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten!
Falls ihr noch weitere Fragen an ihn habt, zögert nicht, uns zu schreiben. Oder stöbert auf unserem Blog – zum Beispiel unter “Inside Picalike”.